Verhalten

Verhalten im allgemeinsten Sinne ist eine Eigenschaft der Materie, das Ganze der erkennbaren Veränderungen; also auch Eisen verhält sich, indem es rostet, bei entsprechender Hitze flüssig wird oder in Säure sich auflöst. Unter Tierschutzaspekt ist aber nur das Verhalten von Lebewesen interessant. In diesem Falle ist das V. das Reagieren auf körperliche oder seelische Reize, wie z. B. auch das Zufügen von —> Schmerzen oder —> Leiden.

V. als Reagieren ist beim Tier immer, beim Menschen meistens unbewußt oder doch unreflektiert. Wo V. in bewußtes Reagieren übergeht, wird es zum —> Handeln als Folge einer Wahl zwischen zwei verschiedenen Möglichkeiten. Sicher ist, daß der Mensch viel weniger, als er glaubt, wirklich handelt, sondern viel öfter, als er meint, sich einfach „verhält”. Dazwischen gibt es eine Mischform, d. h. ein Tun, das ursprünglich überlegte Handlung war, dann aber durch lange Gewohn- heit zum V. wurde, wie etwa beim Autofahren. Diese Mischform kann man auch als habitualisierte Disposition im Sinne einer gefestigten —> Einstellung verstehen.

Das V. ist der zentrale Forschungsgegenstand der —> Ethologie und vermittelt Einsichten, die nötig sind, um Tiere artgemäß zu behandeln. Konrad Lorenzhat mehrfach beschrieben, wie Tiere sich verhalten, wenn auf bestimmte Reize verschiedene Reaktionsweisen möglich sind oder wenn zwei Reize gleichzeitig auftreten und auf Reaktionen drängen, die sich gegenseitig ausschließen. In solchen Fällen kann auch tierliches V. Merkmale eines möglicherweise abwägenden Handelns zeigen.

Die tierschutzethische Relevanz des V. betrifft unser Umgehen mit dem Tier, d. h. wir müssen dem Tier die Möglichkeit geben, sich artgemäß zu verhalten, was insbesondere in der —> Nutztierhaltung, aber auch in der Haltung von —> Heim- und Hobbytieren, –> Zoo- und Zirkustieren oft zu erheblichen —> Konflikten führt, weil die —> Interessen des Menschen denen der Tiere zuwiderlaufen.

Aber auch menschliches V. ist ethisch relevant, weil der Mensch infolge seiner Fähigkeit zur Bewußtmachung seines V. auch für diesen Bereich seines Tuns —> Verantwortung trägt. Nicht umsonst verurteilt Albert Schweitzer die gedankenlose —> Tierquälerei besonders heftig. Der —> Tierschützer muß sein eigenes V. kontrollieren und das V. anderer in seiner Arbeit für den Tierschutz beachten. Ohne ständige Veränderung der menschlichen V.gewohnheiten kann der Tierschutz seinem Ziel nicht näher kommen.

Literatur: s. —> Ethologie.

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