Befreiung der Tiere ist nicht nur der Titel eines für die ethische Begründung des Tierschutzes wichtigen Buches von Peter Singer (1975 in englisch, 1980 in deutsch erschienen), sondern Bezeichnung für eine besonders im anglo-amerikanischen Bereich vertretene ethisch und kulturgeschichtlich bedingte Richtung des Tierschutzes.
Angefangen hatte es mit Jeremy Bentham(1748-1832), der 1780 dafür eintrat, sich um die Tiere in ähnlicher Weise zu kümmern, wie bisher um die Befreiung der Sklaven (—> Gleichheitsgrundsatz I). Diese Verbindung des Tierschutzes mit dem Gedanken der B. d. T. aus der Willkür des Menschen ist auch der Grund dafür, daß man sich in der anglo-amerikanischen Tradition viel früher und intensiver mit der Frage befaßte, ob die Tiere in ähnlicher Weise wie der Mensch eigene Rechte hätten (—> Rechtekonzept).
SingersEintreten für die B. d. T. wandte sich gegen das, was die Ame- rikaner in Analogie zum Rassismus — etwas holprig — als „Speziesismus” bezeichnen, also die Unterdrückung anderer sensitiver Lebewe- sen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer als minderwertig angesehe- nen Spezies. Um die Unzulässigkeit einer solchen Diskriminierung deutlich zu machen, beruft sich Singer auf den Gleichheitsgrundssatz (->GleichheitsgrundsatzIII), der in Anlehnung an Benthamnicht nur innerhalb der Menschheit, sondern für alle sensitiven Lebewesen gelten soll. Vgl. hierzu die Stellungnahme von Claude UM-Strauss (–> Artegoismus).
B. d. T. hat im deutschsprachigen Bereich aber auch die Bedeutung von meist gewaltsamer Tierbefreiung und ist damit ganz in die Nähe des militanten Tierschutzes (-> Tierschützer111/IV) geraten. B. d. T. wird auf diese Weise oft mißverstanden oder auf die Vorstellung reduziert, man brauche nur alle eingesperrten Tiere freizulassen, und schon seien alle Tierschutzprobleme gelöst.
B. d. T. im ursprünglichen Sinne ist aber etwas ganz anderes und ist erst dann erreicht, wenn der Mensch seine Ausbeutungswillkür aufgibt und dem Tier -> Gerechtigkeit widerfahren läßt.
Literatur: Im Text erwähnt.