Emotionalität

Unter E. wird hier nicht die engagierte Diskussionsweise (–> Kommunikationsethik) gemeint, sondern die Ähnlichkeit zwischen Mensch und Tier im emotionalen Bereich, wie sie besonders deutlich bei —>Kindern und Tieren erkennbar wird. Das Phänomen ist schon seit der Antike bekannt, wie man der Seelenlehre des Aristoteles entnehmen kann. In der Neuzeit hat sich Charles Darwin (1872) mit den Gemütsbewegungen bei Mensch und Tieren (The Expression of Emotions in Man and Animals) beschäftigt, vgl hierzu auch Detlev Ploog (1980). Am knappsten hat sich (1963, S. 317) Konrad Lorenz zur E. geäußert, indem er, seinen Lehrer Oskar Heinroth zitierend, sagte: „. . . ich halte Tiere für Gefühlsmenschen mit äußerst wenig Verstand.” Heini Hediger nennt den gleichen Sachverhalt (1967, S. 242) „Katzsches Gesetz” und beruft sich dabei auf David Katz, der (1948, S. 30) schreibt: „Die Bekämpfung der Anthropomorphisierung tierischen Verhaltens ist darum so schwer, weil eine ganz sachliche Beobachtung zu der Annahme zwingt, daß manche Tiere in ihrem Gefühls- und Affektleben dem Menschen außerordentlich nahekommen und daß vielfach der einzige wesentliche Unterschied in einer völligen Unreflektiertheit des Bewußtseinsablaufs beim Tier und in einer Reflektiertheit beim Menschen besteht.” Dies alles ist ja auch ganz einleuchtend, wenn man die Anatomie des Menschen mit der höherer Tiere vergleicht, wie dies Hans Schaefer (1968, S. 158) in einigen Punkten beschreibt und zu dem Ergebnis kommt, daß Hypothalamus und das limbische System, also jene Gehirnteile, in denen das Gemütsleben vorwiegend entsteht, „bei Menschen und höheren Tieren kaum unterscheidbar gleich angelegt sind. Wir werden daraus denselben Schluß ziehen dürfen, den uns die Beobachtung menschlichen und tierischen Verhaltens nahelegt, daß nämlich die Gemütsbewegungen, selbst so elementare Dinge wie Freude und Haß, Erscheinungen sind, welche allen höheren Lebewesen fast gleichartig eigentümlich sind.” Ähnliche Einsichten finden sich auch schon in der griechischen Philosophie (Urs Dierauer1977, S. 59, 16o, 234).

E. ist die Eigenschaft, die uns mit dem Tier fühlen läßt, und die uns zum —> Wertgefühl befähigt. Auch sozial lebende Tiere können ein „infantiles Gewissen” zeigen, wie jeder Hundehalter weiß; aber zur Entwicklung eines —> Wertbewußtseins ist nur der Mensch in der Lage.

Literatur: Im Text erwähnt.

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