Ethische Orientierung

Ethische Orientierung betrifft das Berücksichtigen ethischer Werte, Normen und Ziele.

I. Ethische Werte, die der Mensch als solche schätzt, entstehen irrt Gefühlsbereich (—> Wertgefühl) und haben indikativen Charakter. Sie können aber auch bewußt gemacht, beschrieben, durchdacht, geordnet und begründet werden; dann entsteht ein —> Wertbewuiltsein. „Grundwerte” sind nach üblich gewordenem Sprachgebrauch die im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland enthaltenen Werte mit Anspruch auf Allgemeinverbindlichkeit. Werte liegen unseren Normen und Zielen zugrunde.

II. Ethische Normen sind Sollensrichtlinien und haben imperativen Charakter. Sie betreffen das Gebotene, das Verbotene und grenzen es gegenüber dem Erlaubten ab. An diesen Normen soll sich der Mensch in bezug auf sein -> Handeln, das auch bewußtes Unterlassen einschließt, orientieren. Ethische Normen sind Regeln, die der Mensch in seiner sozialen Umwelt und deren Kulturtradition vorfindet, mit denen er sich auseinandersetzt und die er schließlich mit jeweils unterschiedlicher Intensität akzeptiert, ablehnt oder unbeachtet läßt. Dabei ist er zwar frei, aus der ihm angebotenen oder erreichbaren Normenfülle auszuwählen, aber er ist auch dem Einfluß seiner Umwelt ausgesetzt. Außerdem bringt er aus der Stammesgeschichte seiner Spezies Reste angeborener Sozialverhaltensnormen mit, die in bezug auf das sozial lebende Tier als —> moralanaloges Verhalten bezeichnet werden.

Die Auseinandersetzung mit ethischen Normen und deren bewußte Aneignung ist ein lebenslanger Prozeß, in dem ethisch relevante –> Einstellungen erworben oder auch verändert werden. Ethische Normen unterscheiden sich von Gesetzesnormen dadurch, daß ihre Befolgung nicht mit strafgesetzlichen Sanktionen erzwungen werden kann, sondern in die persönliche Verantwortung des Bürgers gelegt ist. Trotzdem besteht zwischen der in der Gesellschaft vorherrschenden -> Moral und dem Recht eine enge Beziehung —> Moral und Recht. Für ethische Normen in bezug auf unser Umgehen mit dem Tier siehe Tierschutzethik.

III. Ethische Ziele sind angestrebte Wertkonzepte unterschiedlicher Reichweite, d. h. als Handlungsziele, die bei entsprechenden Voraussetzungen und angemessenen Methoden grundsätzlich erreichbar sind, oder als Zielorientierungen (—> Idealziele),die über das dem Menschen aufgrund seiner Schwäche und Fehlbarkeit Mögliche noch hin- ausgehen, also Orientierungspunkte, die auf dem Weg über Handlungsziele angestrebt, aber nur in Annäherungen erreichbar sind.

Literatur: D. Birnbacher und N. Hoerster 1982, S. 52-96, W. K. Frankena 1981, S. 77-87, R. Ginters 1982, H. Meyer 1969, S. 46-154, A. Pieper 1974, M. Riedel 1979, G. Schischkoff 1982, S.496 und 746, W. Vossenkuhl 1979, P. Weise 1979, H. J. Werner 1976.

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