Handeln, Handlung

Handeln, Handlung nennt man jedes bewußte und überlegte Tun oder Unterlassen des Menschen, dem eine Entscheidung oder eine Reihe sukzessiver Entscheidungen vorausgegangen ist. Dies ist immer dann der Fall, wenn mehrere Entscheidungsmöglichkeiten offen sind oder die (eine Entscheidung fordernde) Situation neu ist. Im Gegensatz hierzu bezeichnet Verhalten ein unreflektiertes und meistens auch unbewußtes Tun oder Nichttun. Die Erforschung des Verhaltens ist Aufgabe der Verhaltenswissenschaft —> Ethologie. Zwischen diesen beiden Möglichkeiten gibt es noch Mischformen: (1) die erworbene, nicht reflektierte und oft unbewußte Gewohnheit, von der wir nur in außergewöhnlichen Situationen abweichen und die dann eine meist überlegte Alternativentscheidung verlangt; (2) die kaum reflektierte Gewohn- heitshandlung, die aufgrund von Erfahrungen, früherer Überlegungen und vielleicht einer grundsätzlichen Entscheidung („ein für allemal”) zustande kommt; (3) die einstellungsgeleitete Handlung, die zwar als bewußte und überlegte Handlung gilt, aber von einer erworbenen -> Einstellung beeinflußt wird und als Tendenz anzusehen ist, sich in ähnlichen Situationen auch entsprechend ähnlich zu entscheiden.

Der Mensch ist für alles H., auch für seine unüberlegten Gewohnhei- ten und sein kontrollierbares Verhalten, verantwortlich. Allerdings hängt die Schwere der Verantwortung von verschiedenen befähigenden Faktoren (wie z. B. von Bildung und Sensibilität, Information und Sozialisation) sowie vom Grad der Willens- und Handlungsfreiheit, aber auch davon ab, ob er —> Verantwortung als einzelner oder in der Gruppe, in über- oder untergeordneter Position trägt.

Über die Frage nach der Verwirklichung ethischer Zielvorstellungen ist schon immer nachgedacht worden, und man weiß schon lange, daß der Gesetzgeber durch Verbote nur gewisse Grenzen aufzeigen kann. Richtiges H. in bezug auf das Tier hängt vorwiegend vom Wissen und Wollen des Menschen ab. Hier spielt —> Tierschutzerziehungeine wichtige Rolle.

Literatur: B. von Brandenstein 1974, I. Eibl-Eibesfeld 1972, J. Fischer 1983, 0. Hoffe 1981, S. 29-41, M. Riedel 1979, S. 17-47, R. Spaemann 1982, S. 85-97, W. Vossenkuhl 1979.

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