Der Begriff „Sport” wird für viele Sachverhalte mißbraucht, das hat schon Bernard Shaw (1927/28) pointiert vertreten. Da es unmöglich ist, allen vermeintlichen und zum Teil auch anerkannten Sportarten nachzugehen, die mit Tierquälerei verbunden sind, soll hier nur ein Beispiel nach dem Bericht von Fritz Gordian (1956) genannt werden: „Das Taubenschießen ist, ähnlich wie in England das Pferderen- nen, der Zeitvertreib einer Schicht von Snobs, die künstliche Erregung brauchen, um ihrer Existenz nicht vollkommen überdrüssig zu werden… Bei den nationalen Wettschießen werden Preise ausgesetzt, die in die Tausende gehen. Die Teilnehmer müssen gut trainiert sein und jahrelang Dutzende von Tauben totgeschossen haben, um in Form zu bleiben. Die Tauben, die man verwendet, sind von allen Rassen, vornehmlich aber die ,Zuritos’, die in Spanien gezüchtet werden, eine ungewöhnlich schnelle Art mit langen Flügeln und starken Muskeln …
Für Leute mit menschlichem Gefühl ist ein Vormittag auf einem Taubenschießplatz das bedrückendste Erlebnis, das man sich vorstellen kann. Drei junge Burschen, die man ,Corridorr nennt, bereiten die armen Kreaturen fürs Sterben vor. Sie beschneiden ihnen die Steuerfedern, damit sie beim Fliegen wie Betrunkene durch die Luft schwanken und auf diese Weise das Schießen erschweren, und setzen sie in einen Käfig, der 27 Meter vom Schützen entfernt aufgestellt wird. Zuweilen weigert sich ein Tier, zu fliegen. Dann reißt man ihm ein paar Federn aus und streut Salz auf die Wunden, damit es sich, vom Schmerz gequält, in die Luft erhebt. Der Schütze hat zwei Schüsse zur Verfügung, aber oft genug trifft er nicht gut. Dann fällt das Tier auf die Erde und schlägt verzweifelt mit den Flügeln, bis ihm einer der ,Corridori’ die Kehle zudrückt. Dieses feige Morden findet täglich… statt. Die Plätze sind von Drahtzäunen umgeben, in denen sich die Tauben, wenn sie nicht getroffen werden, verfangen. Selbst die Prämie der Freiheit wird ihnen bei diesem unfairen Vergnügen verweigert.”
Leider wird diese Art „Sport” noch immer in einigen südeuropäischen und südamerikanischen Ländern ausgeübt. Die Welt-Tierschutzgesellschaft berichtet in „Animals International” Og. 7, 1987, Nr. 22), daß beim letzten Weltturnier der Taubenschützen im Oktober 1986 in Buenos Aires 30000 Tauben abgeschossen wurden. Und dies obwohl Papst Paul VI. 1966 das Taubenschießen ausdrücklich verurteilt und ein entsprechendes Verbot verlangt hat; vgl. —> Kirche und Tierschutz II.
Einen Katalog „sportlicher” Scheußlichkeiten haben Peter Baumann und Ortwin Fink (1979, S. 185 f.) angelegt. Alles, was über den Umgang mit Pferden zu sagen ist, hat Horst Stern (1973) zusammengetragen.
Unter ethischem Aspekt gehört T.S. in den Tierschutzbereich —> Luxus und Freizeitvergnügen II; dort wird auch über den „Angelsport” berichtet.
Literatur: Im Text erwähnt.