22. Juni 2017
In den Sommermonaten sind unsere Haustiere dem Hitzestress ausgesetzt. In der Presse finden wir jetzt wieder Berichte über Hunde, die im Auto ‚mal eben kurz‘ geparkt wurden und vor dem Tod durch Überwärmung (Hyperthermie) gerettet werden mussten. Aus dem ‚mal eben kurz‘ wird leider manchmal ein ‚ein bisschen länger‘ und im Auto wird es heiß und heißer – dem zurückgelassenen Tier drohen Überhitzung und Hitzschlag. Überhitzung bedeutet Leid und ein Hitzschlag kann mit schweren Organschäden oder dem Tod einhergehen. Ein Tier, das einen Hitzschlag erleidet ist immer ein tiermedizinischer Notfall!
Nicht nur Hunde, sondern natürlich jedes andere Tier, das in einem überhitzten Raum oder im Freien ohne Sonnenschutz sich selbst überlassen wird, kann betroffen sein. Abhängig von der Tierart ist die Toleranz gegenüber Hitze sehr unterschiedlich und tierarteigene Mechanismen, sich selbst abzukühlen, können rasseabhängig unterschiedlich effektiv sein. Anders als wir Menschen können Hund, Katze, Kaninchen, Meerschweinchen und Vogel sich nicht über Schweiß auf der Haut effektiv kühlen. Die meisten Tierarten müssen dafür hecheln: mit geöffneter Schnauze (oder Schnabel) und heraushängender Zunge werden die feuchten Schleimhäute auf der Zunge und im Mund, Rachen und Nase genutzt, um das Blut darin durch Verdunstungskälte abzukühlen und in den Körper zurückschicken. Für Kaninchen sind es die Ohren, die für die Thermoregulation sorgen.
Wer ein Tier in einer zu warmen Umgebung zum Beispiel im heißen Auto sich selbst überlässt, muss folgendes wissen: mit steigender Umgebungstemperatur, steigt auch die Körpertemperatur und irgendwann kann sie auch trotz erhöhter Hechelfrequenz nicht mehr heruntergekühlt werden. Jetzt überhitzt der Tierkörper und ein Hitzschlag wird wahrscheinlich.
Erste Symptome für Überhitzung sind verstärktes Hecheln, Speicheln, stark gerötete Schleimhäute, erhöhte Herzfrequenz und auch Unruhe. Später kommen Atemnot, zunehmende Apathie, Muskelzittern, Gleichgewichtsstörungen und Erbrechen dazu. Der Hitzschlag endet mit Krämpfen in epileptischen Anfällen, Schock, Koma und führt bis zum Herztod. Organische Folgen von Hitzschlag bei Tieren sind Gerinnungsstörungen, Nierenversagen, Hirnödem und Multiorganversagen.
Ein Hitzschlag kann beim Hund schnell eintreten. Ab etwa 30° C Umgebungstemperatur bekommt er zunehmend Probleme, seine Körpertemperatur durch Hecheln auf normalen 38,6 °C zu halten. Jetzt müsste der Hund unbedingt einen kühleren Platz finden! Steigt seine Körpertemperatur um nur 2°C , also auf 40° C an, setzen bereits Kreislaufbeschwerden und körperliche Schwäche ein. Das Herz muss nun Schwerstarbeit leisten und viel Blut in die äußeren Körperregionen (Beine, Haut) pumpen, denn nur hier kann Wärme direkt nach außen abgegeben werden. Das Herz und andere wichtige Organe, auch das Gehirn, können dann aber nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden und nehmen durch den Sauerstoffmangel irreparablen Schaden.
Steigt die Körpertemperatur weiter an, kommt es bei 41 bis 43 Grad Celsius zum Kreislaufschock, Bewusstlosigkeit und dann zum Tod.
Die Tabelle zeigt, wie die Innentemperatur eines Autos in Abhängigkeit von der Außentemperatur und der Zeit ansteigt.
Bereits nach 5 Minuten Parken liegt die Innentemperatur schon ca. 4°C über der Außentemperatur: 20°C draußen, 24°C im Innenraum. Nach 30 Minuten sind es 16°C mehr: 36°C.
Orange und rot markiert sind die Innenraumtemperaturen, die für einen Hund kritisch sind. Wie oben gesagt, wird es bei 30°C für ihn bereits sehr unangenehm und er leidet jetzt. Mindestens ab 40°C besteht Lebensgefahr für das Tier. Das ist bei angenehmen 24 °C bereits nach nur 30 Minuten der Fall.
Die Tabelle zeigt deutlich, dass Hunde nicht nur bei hochsommerlichen Temperaturen in Gefahr sind. Auch im Frühling und im Herbst bei moderaten Temperaturen heizt sich das Auto gefährlich auf!
Alle Hunde- und Katzenrassen, denen eine kurze Schnauze angezüchtet wurde, sind extrem gefährdet, weil sie nur kleine Schleimhautflächen für die Regulation ihrer Körperwärme zur Verfügung haben. Das betrifft alle brachycephalen Rassen, unter anderem Pekingesen, Englische Bulldoggen, Mops und auch die Perserkatzen. Hunde und Katzen mit sehr üppigem Fell sind natürlich auch besonders betroffen. Das muss auch für manche Kaninchenrassen gelten. Sind ihnen auch noch die Ohren sehr kurz oder auch hängend gezüchtet worden, ist die Fähigkeit zur Thermoregulation bei diesen Tieren weiter herabgesetzt.
Wer seinen Hund im Auto der Gefahr aussetzt, den Hitzetod zu erleiden, muss mit einer Anzeige rechnen, denn wer vorsätzlich seinem Tier Schmerzen oder Qualen zufügt, macht sich nach dem Tierschutzgesetz strafbar. Aber auch für fahrlässiges Handeln (‚ich war doch nur ganz kurz weg!‘) droht immerhin noch ein heftiges Bußgeld.
Der Hundehalter muss auch damit rechnen, dass hilfsbereite Mitmenschen seinen Hund aus dem Auto befreien und vor dem Tod retten. In der Regel geht die Rettung mit Schäden am Auto einher. Wahrscheinlich (und hoffentlich) wird die Dankbarkeit des Hundehalters für die Rettung seines Hundes groß genug sein, um den Schaden am Auto zu verschmerzen. Dafür gibt es aber keine Garantie. Jeder, der einen Hund in Gefahr entdeckt und ihn retten will muss wissen, dass eine kaputte Scheibe eine Sachbeschädigung ist und rechtliche Konsequenzen für ihn haben kann.
Ein Tierretter kann straflos ausgehen, wenn die Situation ein Eingreifen rechtfertigt, also ein Notstand vorliegt.
Das muss aber unbedingt beachtet werden:
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