6. April 2020
5 Jahre lang haben wir für Lolitas Freiheit gekämpft. Wir verhalfen ihr zu besseren Lebensumständen, sie bekam ein größeres Gehege und wir finanzierten ihre monatliche Verpflegung. Eine Befreiung von Lolita gaben wir nie auf. Im Alter von ca. 40 Jahren ist Lolita nun gestorben.
“Wir konnten dir nicht alles geben.
Dennoch lerntest du Menschen kennen,
die dir halfen,
die an deiner Seite waren,
die dich liebten.
Nie wirst du vergessen sein!”
Als Lolita im Jahr 2012 von der Tierärztin Marthe Arends aufgefunden wurde, lebte sie unter furchtbaren Lebensbedingungen. Lolita war in einem viel zu kleinen Käfig angekettet und fristete ein Leben zwischen Müllresten. Als wir von Lolita erfuhren, sagten wir sofort unsere Hilfe zu. Wir nahmen Geld in die Hand und konnten gemeinsam erreichen, dass Lolita mehr Platz und Beschäftigung in ihrem Alltag fand. Der ehemalige und tierliebe Zootierpfleger, der Lolita von seinem eigenen Geld so gut es ging versorgte, erhielt von uns ab nun monatlich 150 Euro, um für Lolita zu sorgen. Ohne Ihre Spenden wäre uns dies nicht möglich gewesen! Lolita erhielt dadurch die nötige Verpflegung und Beschäftigung, die sie unbedingt brauchte.
Für die Stadt und auch für den Besitzer von Lolita kam eine Befreiung zunächst überhaupt nicht in Frage. Insbesondere die Kommune verwies immer wieder darauf, dass Lolita zum Stadtbild gehöre, dass viele der Einwohner sich an Lolita erfreuten und insbesondere die Schulkinder fast täglich das Gehe besuchten, um Lolita zu füttern. Die Verhandlungen gestalteten sich sehr zäh und waren immer wieder von ungewollten Unterbrechungen geprägt.
Als es nicht voranging, entschieden wir uns, einen Kontaktmann nach Burkina Faso zu senden. Hierfür konnten wir den Tierarzt Dr. med. vet. Burkhard Bauer gewinnen und mit dem Auftrag auf die Reise senden, Verhandlungen mit den Behörden zu führen und bestenfalls gleich die erforderlichen Dokumente zu beantragen. Herr Dr. Bauer hatte bereits rund 20 Jahre als Entwicklungshelfer in Bobo-Dioulasso gearbeitet, war mit den Gegebenheiten vor Ort bestens vertraut und hatte auch einige wichtige Kontakte zu Verwaltungspersonen. Er konnte vor Ort zahlreiche Gespräche führen und wurde stets entgegenkommend empfangen. Man signalisierte die grundsätzliche Bereitschaft, Lolitas Lebensbedingungen zu verbessern, wollte jedoch nicht über eine lokale Lösung hinausgehen. Man stellte sich seitens der Behörden vor, den ehemaligen Zoo wieder aufzubauen oder Lolita in einem privaten Zoo unterzubringen. Dies kam für uns als geeignete Lösung jedoch nicht in Frage.
Der darauffolgende Rückschlag war niederschmetternd. Kurz vor der Umsiedlung teilte uns die Auffangstation mit, dass man Lolita doch nicht wie geplant aufnehmen könne. Lolita müsse vielmehr vor dem Transport operativ kastriert werden. Eine Tortour für eine so alte Schimpansendame! Eine medikamentöse Unfruchtbarmachung wurde kategorisch abgelehnt. Nach etlichen Gesprächen und Versuchen der Einigung stand fest: Die Auffangstation wollte Lolita ohne Operation nicht aufnehmen. Für uns unverständlich! Es war ernüchternd, denn die Suche nach einer geeigneten Auffangstation war lang und schwierig gewesen. Es existieren nur wenige Auffangstationen für Affen dieser Art, die bereit waren, eine so alte Schimpansendame aufzunehmen. Hinzu kam, dass viele der Stationen zu weit entfernt waren. Unsicher war, ob Lolita einen langen Transport oder gar eine Flugreise in ihrem Alter überleben konnte. Insbesondere für Tiere wie Lolita, die ihr Leben lang nur begrenzte Eindrücke verarbeiten konnten, bedeutet ein solcher Transport immensen Stress, der sogar tödlich enden konnte.
Wir suchten also erneut fieberhaft nach einer Lösung für Lolita. Herr Dr. Bauer erklärte sich bereit, ein weiteres Mal mit den Behörden vor Ort zu sprechen, um als Zwischenlösung eine abermalige Vergrößerung des Käfigs für Lolita zu erreichen. Auch dies war ohne Mitwirkung der Behörden unmöglich. Noch bevor dies ermöglicht werden konnte, erreichte uns nun die Nachricht von Lolitas Tod.
Todesursächlich war höchstwahrscheinlich Lolitas hohes Alter. Sie war zuletzt in gutem Gesundheitszustand und zeigte keine Anzeichen einer Erkrankung. Genaueres wird eine Untersuchung vor Ort zeigen. Die städtischen Tierärzte gehen allerdings bereits jetzt davon aus, dass Lolita noch viel älter war als angenommen: Sie schätzen Lolita auf ca. 52 Jahre.
Wir möchten uns von ganzem Herzen bei allen Unterstützern bedanken, die uns finanziell oder auch mit fachlichem Rat auf dem langen und steinigen Weg begleitet haben. Trotzdem es immer wieder Rückschläge gab, fanden wir viele wundervolle Menschen, die trotz aller Ungewissheiten bereit waren, unser Projekt finanziell zu unterstützen. Nur mit Ihrer Hilfe konnten wir gemeinsam erreichen, dass Lolita frei von Hunger und Durst leben durfte, ärztlich versorgt werden konnte, wenn es ihr schlecht ging und in Mamadou, dem Tierpfleger, eine Vertrauensperson finden durfte, die ihr die alltägliche Langeweile in Gefangenschaft vertrieb. Großer Dank gilt Diana Plange, die Lolita nie vergessen hat und des Kampfes nie müde wurde. Genauso danken wir Herrn Dr. Bauer, der vor Ort alles gegeben hat, um Lolita ein besseres Leben zu ermöglichen. Und nicht zuletzt möchten wir uns bei allen Organisationen bedanken, die uns immer hilfreich zur Seite standen.
Lolita, mögest du nun die Freiheit haben, die dir auf Erden nicht vergönnt war!
Wir werden dich nicht vergessen!