Wie geht es den Tieren beim Circus Voyage?

9. Mai 2017

Elefanten im Circus Voyage

Elefanten im Circus Voyage

Der in der vergangenen Woche aufkommende Verdacht, dass Giraffen des Circus Voyage tierschutzwidrig transportiert werden, stieß bei Tierfreunden auf heftigen Unmut. Dies nahmen wir zum Anlass, uns die Tierhaltung in besagtem Zirkus bei einer öffentlichen Tierschau einmal näher anzusehen.

Circus Voyage wirbt damit, über 80 Tiere mit sich zu führen, darunter Wildtiere wie Elefanten, Giraffen, Zebras, ein Flusspferd und Kamele. In der Vergangenheit kam es immer wieder dazu, dass Tiere aus dem Zirkus ausbrachen. Im Oktober 2011 entwischte Flusspferd Jedi in Schwerin, zwei Jahre später brach Voyages Nashorn in Blankenburg aus und 2014 konnten mehrere Zebras in Ambach entkommen. Doch nicht nur mit Ausbrüchen gefährlicher Tiere machte Circus Voyage immer wieder Negativschlagzeilen. Ein jahrelanges Drama ereignete sich um Elefantendame Mausi. Schwere Arthrose, ein steifes Hinterbein und Untergewicht führten dazu, dass die Elefantin seit 2008 nicht mehr in der Manege auftreten durfte und daher ohne notwendige Beschäftigung im Circus gehalten wurde. Durch die zahlreichen Transporte musste das chronisch kranke Tier andauernde Schmerzen erleiden. Jahrelange Versuche, Mausi durch Amtsveterinäre zu beschlagnahmen, scheiterten. 2012 schließlich verstarb die kranke Elefantendame nach einem zehnstündigen Transport nach Belgien.
Dennoch wirbt Circus Voyage auf seiner Internetseite damit, als Vorzeigezirkus zu gelten. Beim ersten Blick

auf die Elefanten zeigt aber bereits ein Tier die als Weben bekannte Verhaltensstörung. Dabei schüttelt das Tier seinen Kopf hin und her – eine Stereotypie, die auf tiefer liegende Probleme deutet und bisher nur bei Tieren in Gefangenschaft beobachtet wurde.
Besonders erschreckend war die mangelnde Sicherheit für Besucher. Eine Frau ließ ihr Kleinkind unbeobachtet in der Nähe des Elefantengeheges krabbeln. Erst als ein Elefant die Mütze des weinenden Kindes abtastete, wurden Zirkusmitarbeiter und die Mutter aufmerksam. Glücklicherweise passierte dem Kind nichts Weiteres, aber es wäre ein leichtes für den Elefanten gewesen, das Kind zu greifen und schlimmstenfalls auch zu verletzen.

Gleich mehrfach haben die Giraffen und Kamele derart gegen die Gitter gedrückt, dass die Absperrung fast umfiel. Für den Rest der öffentlichen Tierschau hielt dann eine Zirkusmitarbeiterin das Gitter fest, um weitere Vorfälle zu vermeiden. Bei einer derart mangelhaften Gehegesicherheit verwundert es nicht, dass es den Tieren immer wieder gelingt auszubrechen.
Die Gehege für die Pferde waren klein, aber im Rahmen der – Mindestanforderungen – der Zirkusleitlinien in Ordnung. Nach Aussage der Mitarbeiterin bekommen die Tiere täglich eine Stunde Auslauf. Da der Auslaufuntergrund des Berliner Festplatzes hauptsächlich aus Betonplatten besteht, ist die Qualität des Auslaufs – nicht nur für die Pferde, sondern für alle Tiere – nicht den Anforderungen genügend.
Die Haltung des Nilpferdes war leider nicht zu besichtigen. Ein Foto des Tanks hat Circus Voyage aber auf seiner Facebookseite veröffentlicht.

Laut Aussage der Zirkusmitarbeiter werden keine weiteren Tiere mitgeführt. Wo die auf den Werbeplakaten abgebildeten Tiger und anderen angekündigten Tierarten des Zirkusses sind, bleibt daher unklar.

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Zirkus

Kommentare

Jürgen Sauernheimer schreibt () :

Jürgen. Ich war gestern im Cirkus Voyage und war begeistert von der Vorstellung. 1die Wasser Show 2 nach der Pause wurden die Tiere vorgestellt. Es war eine andere Vorstellung als bei Anderen Cirkus. Ich gebe deshalb 4 Sterne mfg Jürgen Sauernheimer

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Diana Plange schreibt () :

Schön dass Sie den Zirkus so positiv erlebt haben. Über die Jahre beobachtet ist der Zirkus allerdings so negativ aufgefallen, dass er sicherlich nicht zu den Unternehmen gehört, deren Besuch wir empfehlen würden.

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Peter schreibt () :

Kein Zirkus-Besuch ist mehr empfehlenswert. Warum “erfreut” man sich daran, wie Tiere hinter Gittern lebend mit Sanktionen dazu gezwungen werden, das zu tun, was der Mensch will?

P.S.: ” nahe des Elefantengeheges”. Da möchte ich doch glatt wie ein Zirkuslöwe brüllen. Entweder “nahe DEM” oder “in der Nähe des”. Herr Duden erklärt es dem Nichtwissenden

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Max Grahl schreibt () :

Mensch Juergen!
Tiere sind nicht dazu da, Menschen zu Unterhalten! Glaubst du etwa nicht, das diese Tiere lieber in ihrer natürlichen u. artgerechten Umgebung in Freiheit leben würden? Glaubst du etwa, das es den Tieren besser geht, wenn sie “dressiert” werden d. h. gezwungen werden Kunststückchen zu machen, eingesperrt zu sein, durch die Gegen kutschiert zu werden?

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Petra schreibt () :

Wenn das so ist dann sollte man aber auch die ganzen großen Hunde ( sogar Huskies) in den kleinen Stadtwohnungen mit 1 oder 2x am Tag 500m pullern gehen ansprechen und die Vögel in den Käfigen die nie einen Baum zu sehen bekommen und die Haus-Katzen die nie an die frische Luft kommen und die Hamster und Meerschweine ……. Oder haben diese nur Rechte 2. Klasse . Im Gegensatz zu den spektakulären publicity bringenden Grosskatzen und Tieren die auch nur im Zoo oder Zirkus geboren wurden weil wir ach so besorgten Menschen ihnen ihren Wohnraum rauben um bequemer zu leben und zu reisen. Doppelzügige Heuchler sind wir. Weiter nichts.

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Sandra Hinkelthein schreibt () :

Das Kleinkind…könnte mein Junge sein….Elefanten sind sehr sensibel und mitfühlend…klar ist es erstmal erschreckend…aber ich denke der Elefant wollte es trösten…warum sollte es ihm was tun….nur weil es aufgrund seiner Kraft könnte? Auch nicht schön diese ganze Haltungssache…wollte eigentlich wegen der Wassershow demnächst hingehen….gut dass ich recherchiert habe…werde es lassen.

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