23. März 2020
In Gedenken an unseren langjährigen Vorstands- und Ehrenvorsitzenden, Gerhard Kurt Leopold von Mickwitz (* 13. Juli 1929 in Rossieny, Litauen; † 24. Februar 2020 in Lüneburg), nehmen wir Abschied und bedanken uns im Namen der Stiftung für sein außergewöhnliches Engagement und seine großartige Arbeit zugunsten des Tierschutzes, dem er sich auf Lebenszeit verschrieben hatte. Auch über seinen Tod hinaus werden wir noch lange von seinen Errungenschaften profitieren dürfen.
Als einer von Wenigen im Vorstand der Erna-Graff-Stiftung, der Erna Graff noch persönlich kennenlernen durfte, prägte Gerhard von Mickwitz in 17 Jahren das Profil der Stiftung nachdrücklich. Er setzte sich insbesondere für einen tiergerechten Umgang mit Nutztieren während des Transports und der Schlachtung ein. Mit diesem Ziel wurde durch die Erna-Graff-Stiftung das „Beratungs- und Schulungsinstitut für schonenden Umgang mit Zucht- und Schlachttieren“ (bsi) ins Leben gerufen, für welches Mickwitz 1996 mit dem „Dr. Wilma von Düring- Forschungspreis“ geehrt wurde. Das Institut bietet fachliche Beratung sowie Fortbildungen aus tierärztlicher Sicht für Behörden, Verbände und Unternehmen zu Fragen im Umgang mit landwirtschaftlichen Nutztieren an. Insbesondere berät es zu den Themen Tiertransporte, Schlachtung und Tötung im Seuchenfall. Ziel ist es, Grundlagen für einen schonenden Umgang mit den Tieren zu erarbeiten und zu vermitteln und so die Tierschutzpraxis bei der Fleischproduktion an die gesellschaftlichen Anforderungen eines ethisch, ökologisch und ökonomisch vertretbaren Wirtschaftens zu adaptieren. Das Institut berät über 180 Schlachthöfe in Deutschland und EU-weit im Hinblick auf die bestmögliche Umsetzung des Tierschutzes. Dabei konnten bereits etliche Erfolge erzielt werden, die die industrielle Nutztierhaltung nachhaltig verbessern. Das Institut förderte durch seine Mitarbeit etwa die Entwicklung von Anlagen zur stressfreien Fixierung von Schlachtschweinen bei der elektrischen Betäubung, die Erarbeitung eines Mess- und Aufzeichnungsgeräts zur Identifizierung von fehlerhaften Stromverläufen bei der elektrischen Betäubung, mit dem Fehlbetäubungen vermieden werden können sowie die Herstellung von Gerätschaften zur tierschutzgerechten elektrischen Betäubung. Auch wirkt das Institut bei der Erarbeitung von nationalen und internationalen Rechtsnormen durch unverzichtbare Sachverständigenarbeit zur Gewährleistung von Tierschutzstandards mit.
Erinnern möchten wir uns auch an die bisher einzigartige Ehrung, die Gerhard von Mickwitz mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse für seine wissenschaftliche Tierschutzarbeit erhalten hat. Als Tierarzt und Hochschullehrer legte er die wissenschaftlichen Grundlagen, ohne die tierschutzgerechte Veränderungen in der Nutztierhaltung nicht möglich gewesen wären. Er erkannte schon vor Jahrzehnten die großen Belastungen, denen insbesondere Nutztiere ausgesetzt sind und die Problematik der Unwissenheit vieler involvierter Personen, auch Tierärzte. Sehr intensiv untersuchte er deshalb das Verhalten und die Psyche von Tieren, um den Menschen ihr Leid näherzubringen. Seinem Einfluss und seinem, auch junge Menschen inspirierenden, Engagement ist es zu verdanken, dass etliche Dissertationen zu tierschutzrelevanten Problematiken geschrieben wurden. Auch hierdurch hat er diese so wichtigen Themen im Bereich des Tierschutzes einer nachhaltigen und umfassenden Diskussion zugeführt. Mickwitz war ein Mensch, der stets nach Fortschritt suchte und alles daransetzte, diesen zu erreichen. Wir, die Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz, und das “bsi” werden uns diesem Anliegen auch künftig widmen und seine Arbeit fortführen.