Tiere leiden in Hunde- und Katzenwaschanlage

30. Oktober 2020

Es klingt wie ein Aprilscherz. Doch leider gibt es sie wirklich: die Waschanlage für Katze und Hund. In Deutschland existieren bereits mehrere mobile Waschanlagen, die wie Kleidercontainer am Straßenrand stehen und den Hund oder die Katze zum Baden einladen sollen. In München hat nun sogar ein automatisierter Waschsalon eröffnet, über den in folgendem Video des TV-Senders Sat1 berichtet wird.

Das Video zeigt Boxen, die für den Waschgang mit einer Klappe von oben verschlossen werden. Die Tiere haben so keinerlei Möglichkeit mehr, die Box zu verlassen oder mit dem Halter Kontakt aufzunehmen. Aber es geht noch schlimmer: Auf seiner Facebook-Seite wirbt das Unternehmen sogar damit, dass auch Katzen in den Boxen geduscht werden können und zeigt etliche Fotos von durchnässten und verängstigten Katzen.

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Das Unternehmen „Lavakan“ betreibt bereits mehrere solcher Waschsalons in Spanien und Großbritannien. Auch die auf der Internetseite des Unternehmens dargestellten Videosequenzen zeigen Hunde, die während des Waschvorgangs stark hecheln, gähnen oder sich in eine Ecke der Box drängen – alles Anzeichen von extremem Stress.

“Dieser Unsinn birgt die Gefahr, die Tiere durch das Eingesperrtsein zu traumatisierten. Noch dazu, wenn das Tier möglicherweise wasserscheu ist.”, sagt Tierärztin und Vorstandsmitglied Daniela Rost.

Rechtliche Bewertung:

Die hier dargestellte Praxis bedeutet für die Tiere enormen Stress und Angst.

„Die Tiere werden hier behandelt wie ein Autos in einer Waschanlage. Tiere sind aber keine Sachen, sondern hochempfindsame Wesen, für die allein das plötzliche Eingesperrtsein in fremder Umgebung eine extrem bedrohliche Situation darstellt. Jedenfalls die im Video dargestellten Waschboxen, die vollständig geschlossen werden, verursachen vermeidbare und tierschutzrechtswidrige Leiden bei den Tieren.“, sagt Eva Bire, Rechtsanwältin der Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz.

Daneben sollten gerade Katzen nur ausnahmsweise gebadet werden, da sie die Fellpflege größtenteils selbst übernehmen. Ständiges Baden stellt daher gerade keine artgerechte Pflege der Tiere dar. Bei Lavakan hält man davon aber scheinbar nichts. So heißt es in einem  Facebookpost zu einem Foto einer Babykatze:“ 🐱 Kätzchen: Kleine Kätzchen sollten mehr baden als Erwachsene, da sie dazu neigen, schmutziger zu werden. ab 2 oder 3 Monaten, obwohl es manchmal notwendig sein kann, es vorher wegen Schmutz zu baden. Das Kätzchen muss entspannt sein und daran denken, es gut herauszunehmen, wenn es fertig ist.🥰“

Nach § 1 TierSchG dürfen einem Tier ohne vernünftigen Grund weder Schmerzen, Leiden noch Schäden zugefügt werden. Außerdem legt das TierSchG auch dem Tierhalter besondere Pflichten auf. Hierzu gehört nach § 2 TierSchG auch die angemessene Pflege und Unterbringung des Tieres. Ein Verstoß gegen diese Halterpflichten kann als ultima ratio auch ein Haltungsverbot und die Sicherstellung der Tiere durch das Veterinäramt nach sich ziehen. Das Gesetz eröffnet den Behörden aber auch die Möglichkeit, Maßnahmen gegen Dritte (hier: den Salonbetreiber) zu verhängen, sofern diese erforderlich sind, um die Einhaltung der Vorschriften des Tierschutzgesetzes sicherzustellen.

Veterinäramt ist gefragt:

Wir haben das zuständige Veterinäramt aufgefordert, die erforderlichen Maßnahmen nach § 16a TierSchG zu ergreifen. In Betracht kommt etwa die Verhängung von Auflagen oder auch die Untersagung des Anbietens aller oder bestimmter Waschboxen. Mit folgendem Schreiben könnt Ihr Euch ebenfalls an das Veterinäramt wenden und ein Eingreifen fordern, damit diese furchtbare Praxis schnellstmöglich unterbunden wird. Schickt das Schreiben einfach, auch gerne mit Euren Ergänzungen, per Fax, Post oder E-Mail an die oben im Schreiben angegebene Behörde.

 

Veterinaeramt_Anschreiben.pdf

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